Chamonix 2012
Story
Es war Mitte März, als es zu einem ungeplanten „Vereinsausflug“ nach Chamonix (Frankreich) kam. Die zwei Seilschaften bestehend aus Wurzer Matthias und Messini Vittorio, sowie Amraser Michael und der Matreier Bergführer Poppeller Isidor, gingen ein gemeinsames Projekt an – das „Les Drus – Nordcoloir“.
Wir nahmen am Vormittag die Bahn von Argentiere zur Grand Montet, um dann oben mit unseren schweren Rucksäcken ein Stück zum Sans Nom Gletscher abzufahren und zum Biwakplatz unter der Les Drus Westwand wieder aufzusteigen. Hier gruben wir uns zwei komfortable 2×1,5×1 Meter große „Zimmer“, in denen wir die Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen zu sehen waren, stiegen wir das letzte Stück Gletscher zum Einstieg unserer Tour rauf. Nach den ersten paar hundert Metern Stapferei fing es endlich mit dem Klettern an. Drei Seillängen mit geneigten Platten und einer dünnen Eisauflage führten uns zur Schlüsselstelle der Tour – ein 40 Meter langer, Finger-breiter Riss, der voll mit alten Hacken war, die früher zum Raufziehen benutzt wurden. Wir probierten diese lange Seillänge in zwei Kürzeren zu teilen, um dann genug Kraft zu haben sie frei zu klettern – und das gelang uns allen vieren auch! Weniger erfreut waren wir aber darüber, dass es noch zwei lange Felslängen dauerte bis wir endlich wieder auf Eis stießen. Es folgten noch 6-7 Seillängen aus steilerem, blanken „Wadelbrenner-Eis“ mit einigen Mixedpassagen bis wir endlich das Ende der Tour, die Breche de Les Drus am späten Nachmittag erreichten. Michl und Isidor hingen noch den Gipfel der Petit Drus an, bevor sie auch über das Dru Coloir Direct abseilten und zum Biwakplatz abstiegen.
Nun sollte unser „Ausflug“ aber noch nicht zu Ende sein. Am darauffolgenden Tag zerbrachen wir uns die Köpfe, wo etwa die besten Verhältnisse anzutreffen wären. Da das Wetter noch schön und nicht allzu kalt werden sollte, entschieden wir uns zu trennen.
Michl und Isidor gingen eine Felsklettertour auf den Grand Capucin an – die klassische „Schweizerführe.
Hingegen entschieden sich Motz und Vitto die „Akklimatisationstour“ von Michl und Isidor zu wiederholen, aber nicht über die Tour wieder abzuseilen, sondern bis zum Grat aufzusteigen, dort zu übernachten und am nächsten Tag den berühmten Teufelsgrat auf dem Mt. Blanc du Tacul zu klettern. Die „Akklimatisationstour“ von Michl und Isidor war das sog. „Lafaille Gully“ – ein steiler Eisschlauch, der mit einigen Mixedpassagen zur tiefsten Einsattelung des Teufelsgrates führt. Wir gingen diesen Tag nicht allzu stressig an und erreichten am späten Nachmittag die „Breche de Diable“. Hier gruben wir uns wieder ein Loch, doch diesmal nicht in der Ebene, sondern in die Gratwächte hinein. Die Nacht in diesem ausgesetzten Biwak hoch oben auf fast 4000 Metern Höhe, zur rechten Seite der Mont Blanc, mit seiner wilden eisdurchsetzten Brenvaflanke und zur linken Seite der Mond, mit dem gezackten Gervasuttipfeiler im Vordergrund, wird für uns sicherlich nicht so schnell in Vergessenheit geraten… Mit dem ersten Sonnenlicht waren wir aber auch schon wieder unterwegs. Der steile und exponierte Teufelsgrat ist klettertechnisch nicht so schwer, hier zählen mehr die Ausgesetztheit, das Panorama und die luftigen Abseilern, die diese Gratkletterei zu einem besonderen Erlebnis machen. Zu Mittag standen wir dann am Gipfel des Mt. Blanc du Tacul und stiegen erleichtertes Herzens zur Ag. du Midi – Bahn ab.
Nach so einer Woche ist man aber doch froh, wenn man wieder ins Tal runterkommt und endlich nach Hause fahren kann, auch wenn bei der Heimfahrt schon Pläne für den nächsten Chamonix – Ausflug geschmiedet werden…