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Ice Trip Cogne und Freissinieres

Ice Trip Cogne und Freissinieres

Story

Bereits im vergangenen Winter, als Matz und ich das kanadische Eis genoßen, redeten wir darüber einen Eisklettertrip nach Norwegen zu machen. Die warmen Temperaturen im Jänner ließen allerdings kein Eiswachstum in den Fjorden Norwegens zu und somit mussten wir unsere Pläne ändern. Der hingegen kalte Winterstart in den Alpen bescherte  besonders die im Süden gelegenen Alpentäler, trotz Wassermangels, mit einigen schönen Eislinien. Somit beschloßen wir mal nach Westen zu fahren und uns die berühmten Täler bei Cogne im Aostatal näher anzuschauen.

Mit von der Partie waren diesmal auch Isidor und Simon. Die Temperaturen waren zwar nicht kalt aber einigermaßen ok um ein paar formschöne Mixedlinein näher anschauen zu können. Der Eingang des Valeille überraschte uns mit zwei sehr coolen Mixedlinien, Panache on the rock (M6+ WI5 180m) und Hard Ice in the rock direct (M8 WI6 200m) konnten wir auf Anhieb klettern und gaben uns richtig Motivation für die kommenden Tage.

Da es am darauffolgenden Tag doch sehr stark schneite wollten wir uns in keinem Lawinen-ausgestzten Graben bewegen und beschloßen am Lau Bij (WI5 M6 80m) bzw. Edelweiss (WI5 M7 70m) den Tag zu verbringen.

Cogne bietet also eine richtig große Anzahl an Fällen jeden Schwierigkeitsgrades, die durch die hohe Lage jedes Jahr verlässlich stehen. Durch den trockenen Herbst konnten sich leider auch hier keine ausgefallenen Linien bilden – nichtsdestotrotz immer eine Reise wert!
Ein weiterer Schneetag war angesagt und somit auch Zeit weiterzuschauen. Unser nächstes Ziel war Freissinieres im französischen Ecrins-Massiv. Nach einer sehr langen Fahrt auf Schneefahrbahn kamen wir endlich im kleinen Dorf Freissinieres an. Den nächsten lawinengefährlich Tag nutzten wir zum Aushecken und um ein paar coole Baseclimbs zu klettern. Den ganzen Tag über konnten wir dann die mächtige Gramusat-Nordseite beobachten – eine massive 200-300 Meter hohe und steile Wand, die mit eine großen Anzahl an spektakulären Eis- und Mixedlinien durchzogen ist. Wir konnten es kaum erwarten am nächsten Tag Hand anzulegen.
Die französische Seite http://conditions.ice-fall.com wird sehr gut gewartet und daraus konnten wir einige gute Informationen holen. Die Route „L’ensemble de Mandelbrot“ sollte gute Bedingungen aufweisen, somit machten wir uns auf. Mit Tourenschi ging es zuerst durch dichte Stauden und dann eine steile Rinne zum Einstieg hinauf. Die ersten drei Seillängen waren zwar nicht allzu steil, doch mit viel Schnee beladen, was dann einiges an Zeit kostete sie zu putzen. Schließlich steilte es sich richtig auf. Sandstein mit Tonschiefereinlagerungen prägen hier am Gramusat das Gesteinsbild, d.h. häufig wechselnde „Hookbedingungen“  Die“Ensemble…“ ging gerade über eine steile Verschneidung rauf, viel mehr lachte uns allerdings das Gelände nach rechts an. Eine weniger steile aber megageile cleane Verschneidung führte uns dann zurück zum Eis. Die zwei darauffolgenden Eislängen führten uns durch ein steiles Labyrinth aus Pilzen, Schwerter und Säulen – die Vendredi 13 (M5+ 6a WI6 300m) werden wir sicherlich nicht mehr so schnell vergessen!

Zwei Tage hatten wir noch zur Verfügung. Die Temperaturen waren ok, aber nicht optimal, einfach etwas zu warm in den Nächten. Beim Reinspazieren ins Tal bemerkten wir dass ein großer Zapfen, gleich neben unsere geplante Tour „Les racines du ciel“ von selbst abgebrochen war, somit ließen wir es lieber sein und gingen wieder den gleichen Hang zur Vendredi rauf, wo wir schon beim erstem Mal mit dem steilen Eiskamin liebäugelten. Nach drei Nordwand-mäßigen Längen erreichten wir schlußendlich den steilen Schlund. Eine imposante Eiswelt machte sich auf. Pilze, Glasuren und kurze Mixedpassagen wechselten sich ab. Die letzte Länge dann eine 20 Meter freistehende Säule, der Hammer! Besser hätte es nicht sein können und bis auf einen Seilverhänger, der uns das halbe Seil kostete kamen wir glücklich und gesund wieder unten an. Später konnten wir dann dem Führer entnehmen, dass wir eine Kombination aus Lacelle qui Reste und Jux de quilles (WI6 300m) geklettert waren. Beides Kunstwerke der weltbekannten Eiskletterer Guy Lamelle und J.C. Lafaille aus den Mitte 90er Jahren…

Nun stand der letzte Tag an und wir wollten alle zu viert mal ausrücken und die erst heuer neu eigerichtete Mixedvariante des Predators (WI6 M6 120m) klettern. Die vergangen Tage konnten wir niemanden beim Klettern sehen, somit glaubten wir auch heute allein zu sein, doch gerade heute gingen noch zwei Alpinpolizisten rauf! Obwohl 6 Kletterer für einen Eisfall immer zu viel sein werden, löste es sich hier sehr gut auf und man konnte von Stand zu Stand sicher klettern. Eine zwar kürzere, aber sicherlich 5-Sterne Tour, die bei einem Freissinieres-Besuch auf der Liste stehen sollte!
Insgesamt also sehr positiv überrascht von diesem von uns aus eher unbekannten Gebiet, der sicherlich mit einer „Stanley-Headwall“ oder einer „Breitwangfluh“ mithalten kann. Fazit: wir sehen uns wieder.