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Kristallwand Nordostwand (3310m)

„Russisches Roulette“, M6, WI5, 550m

Fakten

Kristallwand Nordostwand (3310m)
„Russisches Roulette“
M6, WI5, 550m
– Unterer Teil, 300m Eis WI 3 – 5 Erstbegangen durch Wurzer Peter und Matthias
– Oberer Teil, 250m kombinierte kletterei am Nord Grat. Wurde vor langer Zeit schon begangen. Ist im Sommer sicher eine schöne Gratkletterei im 4. – 5. Grat. Der Ausstieg auf den Gipfelgrat ist im Sommer aber bestimmt extrem brüchig. Aber im Winter mit Schnee bietet der Grat anspruchsvolle Mixed-Kletterei im M6. Schwierigkeitsgrat.

Story

Die Idee dort hin zu gehen, kam mir in den Tagen zuvor, denn aus vielen Berichten und eigenen Erfahrungen aus anderen Nordwänden in Osttirol dachte ich mir, es könnten durchaus auch in der Kristall NO-Wand gute Verhältnisse herschen.

Mit dem Plan die Route „Hobby Strahler“ von, Vitto, Isidor und Simon wiederholen zu wollen, starteten Peter und ich mit einem gutem Sortiment an Schlaghaken, Pecker,  Friends und Keilen. Sicherheitshalber nahmen wir auch 4 kurze Eisschrauben mit. Man weiss ja nie!?
Am Freitag, dem 16.11.2018 nachmittag gings mit den E-Bikes los und wir fuhren bis zur Brücke, an der der Gletscherlehrweg zum Schlaitenkees abzweigt. Vorbei am Salzbodensee und dem Auge Gottes, kamen wir in guten 2 Stunden zu unserem gemühtlichen Kühlschrank-Biwakplatz. Dort angekommen, fühlten wir bereits beim Hinaufstapfen der letzten 200 Hm, dass die Schneeverhältnisse in der Wand wahrscheinlich nicht optimal sein werden, da wir tief einbrachen und der Schnee war sehr pulvrig. Aber ein Blick zur Wand lies uns vom ursprünglichen Plan gleich abkommen, als wir die Mega-Eislinie im rechten Bereich der Wand sahen.
Egal ob da schon mal jemand raufgeklettert ist, oder nicht. Da wollen wir hin.
Hmm, Moths, wieviele Eisschrauben hast du mit? Fragte mich Peter. Ich antwortete: “Teifl i hon ma gedenkt, dass wir in der Hobbystrahler sowieso keine Eisschrauben brauchen werden und deswegen hab i nur 4 kurze mitgenommen.“ J
Ja wurscht, des werden wir schon schaffen.
Nach dem leckeren Abendessen verkrochen wir uns in unseren Schlafsäcken und zumindest ich bieberte die ganze Nacht, denn es war echt verdammt kalt. Die erste kalte Nacht in diesem Jahr und ausgerechnet in der sind wir beim bivakieren… super gmocht.
Nicht nur ich zog mich zusammen durch die Kälte, nein auch der Gletscher über dem Einstieg unserer morgigen Tour bemerkte die Kälte und es krachte 4 mal ganz gewaltig.

Am nächsten Tag diskutierten wir lang, was wir machen sollten nach dem nächtlichen Eisschlag. Wir sagten uns, zumindest gehen wir mal hin und schauen es uns mal von der Nähe an. Gesagt getan. In einer sicheren Nische am Einstieg vom Eis wägten wir ab, Hobby Strahler ist keine Option denn der Schnee war nicht Kletterfähig. Einfach viel zu pulvrig und aus Erzählungen von Vitto und Isidor, die schon 2 mal wegen solchen Verhältnissen umdrehen mussten, wussten wir warum das keine Option ist.
Bei den uns bevorstehenen 150Hm im Schwierigkeitsgrad WI3 würden wir genau in der Eisschlagzone sein. Also entweder zugleich mit gas durch, oder umdrehen und nach Hause gehen.
Wir schlossen beide die Augen und hörten auf unseren Bauch. Dann schauten wir uns an klatschten ab und kletterten mit Vollgas die gefährliche Passage bis zum Beginn des steilen Eises wo wir in Sicherheit waren.
Geil, geschafft und der Serac ließ uns in Ruhe. Jetzt, Seil raus und rauf ins jungfräuliche Eis. Nach 4 genialen Eislängen im Grat WI 4 – 5 kamen wir zu einer Passage die richtig genial aussah. Uraltes Gletschereis das aussah wie Fels auf der rechten Seite, bildete mit dem Fels vom Berg auf der linken Seite einen Kamin, der sich super klettern ließ.
Danach folgte 100Hm Stapferei auf den Nordgrat der Kristallwand. Von dort konnten wir in 5 langen anspurchsvollen Mixed Seillängen bis zum Gipfel klettern.
Glücksgefühle pur! Jetzt nur noch absteigen… leichter gesagt als getan. Der lange Abstieg forderte uns nochmals ziehmlich.
Nach insgesamt 1 Stunde Zustieg, 6 Stunden in der Wand und 3 Stunden Abstieg kamen wir verschwitzt bei unserem Auto beim Matreier Tauernhaus an. Gleich darauf fuhren wir mit unseren Freundinnen zum alljählichen Bergführer Gungl nach Kals und feierten eine gute Bergführer Sommersaison und stießen, auf die zum Teil neue Tour , an!